Besuch einer Studentengruppe aus Machatschkala vom 27.3. bis zum 5.4.2011

(Gruppe „Dinara“)

I. Begrüßung
sdráwstwuite, dámy i gospodá (guten Tag, Damen und Herren)
serdétschno priwétstwuju was (ich begrüße Sie herzlich)

II. Partnerschaft Hatten – Machatschkala – die Geschichte
Sie haben eine lange Reise von etwa 4.500 Kilometern zurückgelegt bis nach Hatten, eine
kleine Gemeinde im Oldenburger Land mit etwa 15.000 Einwohnern auf einer Fläche von
etwa 100 Quadratkilometern.

Am 4. März 1989 wurde die Städtepartnerschaft im Stadtmuseum Oldenburg offiziell
beurkundet mit den Unterschriften des OB Sirazudin Iljassov, Vorsitzender des Stadtsowjets
Machatschkala (begleitet u.a. durch Mohamed Umarov, Bereich Touristik und Prof.
Mohamed Issajew, Leiter des Lehrstuhls für die deutsche Sprache), OB Horst Hilde und
Stadtdirektor von Oldenburg Heiko Wandscher, BM Herbert Huck und Gemeindedirektor
von Hatten Helmut Hinrichs.

Wortlaut der Urkunde: Die Stadt Oldenburg und die Gemeinde Hatten, Bundesrepublik
Deutschland, und die Stadt Machatschkala, UdSSR haben beschlossen, eine Partnerschaft
einzugehen, um damit einen Beitrag für eine friedliche und freundschaftliche gemeinsame
Zukunft zu leisten . Ziel der Partnerschaft ist, in möglichst vielen Bereichen, insbesondere
im Bereich des Sports, der Kultur, der Wissenschaft, der Touristik und des Schüler- und
Jugendaustausches Kontakte herzustellen, sie zu fördern und zu festigen. Beide Städte und
die Gemeinde Hatten verpflichten sich feierlich, im Rahmen ihrer Partnerschaft gemeinsam
der Völkerverständigung und dem Frieden zu dienen. Einzelheiten der partnerschaftlichen
Zusammenarbeit sollen durch eine hierzu zu beschließende Rahmenvereinbarung geregelt
werden.

Die Idee zu einer Partnerschaft entstand bereits 1984 bei einer Reise des Balletts des
Oldenburger Staatstheaters mit seiner Direktorin Ingrid Collet und dem Vorsitzenden der
deutsch – sowjetischen Gesellschaft, Prof. Dr. Ulrich Knauer. Am 15.3.1988 fasste der
Hatter Rat den Grundsatzbeschluss, eine Partnerschaft zusammen mit Oldenburg mit einer
russischen Stadt einzugehen. Glasnost und Perestroika waren in aller Munde. Im
Frühsommer 1988 fuhren Hinrichs, Huck, Milde und Wandscher nach Machatschkala an das
Kaspische Meer. Am 9.11.1988 Gründung des Partnerschaftskomitees Hatten mit seinem
ersten Vorsitzenden Realschuldirektor Egbert Grap und einem 12 köpfigen Vorstand aus
Dietrich Bechtold, Klaus Dannemann, Jutta Deing, Jörg Günther, Ursula Helmers, Jürgen
Kramer, Manfred Schönwolf, Harry Viebrok, Wilfried Wieschollek und Grap, Huck und
Hinrichs. Im November kam dann eine Delegation aus Machatschkala.
Bereits im Jahre 1989 und dann 1990 kam es zu mehreren Reisen der offiziellen Vertreter
der beteiligten Städte und Gemeinden (jeweils mit ehrenamtlichen und hauptamtlichen
Vertretern der seinerzeit zweigeteilten deutschen Gemeindespitzen), aber auch von
Bürgerreisen und Jugendaustausch.

Die erste Hatter Bürgerreise nach Machatschkala wird dann für den 27. Mai bis 3. Juni
1990 organisiert. In 1990 kommen insgesamt drei Delegationen aus Machatschkala!
Bei meiner Reise 1991 kann ich in Machatschkala feststellen, dass sich in Russland eine
lebhafte politische Szene mit vielen Parteineugründungen entwickelt.
In den Folgejahren reisen zumeist Bürgergruppen nach Machatschkala, ferner Stadtdirektor
Wandscher u.a., umgekehrt kommen Delegationen, aber vermehrt auch
Einzelbekanntschaften aus Machatschkala. Letztere werden privat untergebracht. Zu
erwähnen sind neben den o.g. Namen unser unvergessener „Papa Carlo“ = Karl Flessner,
Peter Biel und Familie, der fotografiert und viele Ausstellungen über Dagestan gestaltet,
Familien Lietzmann, Schmidt, Riemann, Eismann, Priesmeyer, jüngst Familie Bunk aus
Sandhatten und Ol., der Oldenburger Bibliothekarin Frau Lison- Ziessow, BM
Nehring und Frau unsere Dagestan Fahrer die Lehrerin Gisela Bäuer aus Huntlosen
und der Polizist Hartmut von Bronk aus Sandkrug.

Aus Machatschkala kommen Delegationen mit Ärzten, Lehrern, Verantwortlichen aus
Wirtschaft und Energieversorgung und andere mehr. Die Besichtigungen der Betriebe,
Schulen u.a. nehmen kein Ende. Gemeinsam wird gekocht, Mode aus Dagestan vorgeführt,
getanzt, gemeinsam gefeiert u.a.. Man kann sagen, in Hatten geht es immer etwas weniger
förmlich zu und Freundschaften werden geschlossen.

1994/5 kommt es dann zu dem Tschetschenien Krieg, die zunehmende Islamisierung
(Shamil) und die Fragen der Sicherheit im Kaukasus rücken ins Blickfeld.
1996 löse ich Egbert Grap im Partnerschaftskomitee ab. Die Parterschaft wandelt sich
allmählich. Das Interesse der Stadt Oldenburg läßt nach, schon 1997 werden Zweifel laut.
Die Protagonisten der Partnerschaft in Oldenburg Wandscher und Milde haben die
politische Bühne verlassen. Nun kommen nicht nur Delegationen aus Machatschkala und
anderen dagestanischen Ortschaften, sondern vermehrt Studentengruppen aus dem
Fachbereich Deutsch der zwei Universitäten. Als Reiseleiterinnen werden uns vertraut
Dinara Gadschieva, Rukijat und Maral Sadigova. Als Dolmetscher hier wie dort fungiert
der Inhaber einer Übersetzungs- und Touristikfirma Gadschi Gadschiev, der auch jeweils
den Kontakt zu der Stadtverwaltung Machatschkala vermittelt und unschätzbare
Übersetzerdienste leistet.

Als rechte Hand des Motors der Partnerschaft, des ehemaligen Bürgermeisters von Hatten
und jetzigen Vorsitzenden der – umbenannten – Gesellschaft Deutschland –
Russland/Dagestan, fungiert Frau Marianne Handschke, jetzt Vieler-Bargfeld.
1998 wechselt die politisch Spitze der Stadt Machatschkala, die in der Broschüre erwähnten
OB Said Amirov und sein Vertreter Rizvan Gazimagomedov, inzwischen Vertreter in dem
Parlament der teilautonomen Republik Dagestan, bestimmen seitdem die Geschicke unserer
Partnerstadt. Sie haben sich mehrfach deutlich zur Partnerschaft bekannt, der Vertreter war
in Hatten mehrfach zu Besuch.

1998 nehmen die Sicherheitsbedenken überhand, so dass eine Bürgerreise abgesagt wird. In
der Folgezeit fahren deshalb nur kleinere Gruppen oder Einzelreisende nach Machatschkala.
Zum 10 jährigen Jubiläum 1999 gestaltet Peter Biel im PFL Oldenburg eine Ausstellung.

Die NWZ vermeldet, dass die Partnerschaft weiter hoch im Kurs stehe. Allein Hatten
betreut zwei Studentengruppen. Im Oldenburger Stadtwald wird der Partnerstadt am
13.10.1999 feierlich ein Baum gewidmet. Im Großen Sitzungssaal des Algten Rathauses
findet am 13.10.1999 eine Feierstunde mit Musik und Festvortrag durch Prof. Knauer und
Ansprachen des Ol. OB Dr.Poeschel und dem stv. OB aus Machatschkala, Prof.
Abdurachman Guseinov statt.

Im April 2000 läd der OB Amirov eine Delegation aus Oldenburg und Hatten förmlich ein,
wiederholt dann 2001. Aus Sicherheitsgründen sagt die politische Spitze Oldenburgs jedoch
ab und man trifft sich jedoch lediglich auf der Deutsch-russischen Städtekonferenz 2000 in
Moskau und später.

Noch im November 2002 kommt eine hochrangige Delegation aus Machatschkala unter dem
stv. OB Rizvan Gasimagomedov nach Hatten im Zusammenhang mit der VII.
Städtekonferenz in Suhl. Die Begegnungen können als sehr freundschaftlich bezeichnet
werden.

Verschiedene Anläufe einer offiziellen Reise nach Dagestan scheitern, die
Sicherheitswarnungen aus dem Auswärtigen Amt verschärften sich. Um jedoch unseren
guten Willen mitzuteilen und einen Eindruck von der Lage vor Ort zu gewinnen, reise ich
auf Einladung der Stadtverwaltung im August/September 2003 allein nach Machatschkala
und werde nach einem aufregenden Besuchsprogramm u.a. am 2.9.2003 von Herrn OB
Amirov empfangen. Im Gepäck habe ich bereits den Entwurf einer Broschüre zum 15
jährigen Bestehen der Partnerschaft, mir wird jede nur mögliche Unterstützung
zugesichert.

Im März 2004 kommt zur live übertragenen Feier des 15 jährigen Bestehens der
Partnerschaft im Oldenburger Rathaus mit dem OB Dietmar Schütz eine fünfköpfige
Delegation aus Machatschkala unter der Leitung des stv. Vorsitzenden der
Stadtversammlung des Prof. für Geschichte Bashir Bulatov.

Vorgestellt wird die Broschüre zur 15 jährigen Partnerschaft, ein in dieser Art nahezu
einzigartiges Gemeinschaftswerk verschiedener Autoren sowohl aus Machatschkala als auch
Hatten/Oldenburg, mit Beiträgen über die beteiligten Gemeinden als auch persönliche
Schilderungen sowie den Vorworten der politischen Spitzen der Partnergemeinden (siehe im
Internet unter Hatten/Partnergemeinden).

Seit 2006 lenkt inzwischen die Bürgermeisterin Elke Szepanski, die sich nachdrücklich zur
Partnerschaft bekennt, die Geschicke der Gemeinde. Zum 20 jährigen Jubiläum 2009
wird in der Hatter Ratssitzung direkt am 4. März der Partnerschaft gedacht, die Feier findet
dann unter maßgeblicher Beteiligung der Gesellschaft Deutschland/Russland/Dagestan am Oktober im sog. „russischen Dorf“ – Familie Anja und Bernd Luers – Kirchhatten statt

Die Städtepartnerschaft – ein Hoffnungslicht für Frieden und Verständigung
Die Motivationen, eine Städtpartnerschaft zu unterhalten oder sich wie der Verfasser als
Bürger und Ratsherr persönlich einzubringen, sind sehr unterschiedlich und oft von
persönlichen Erfahrungen geprägt. Der verstorbene Mitbegründer Herbert Huck hatte noch
das Leiden des zweiten Weltkriegs vor Augen. Nicht zuletzt ihm und dem ehemaligen

Bürgermeister und jetzigen Vorsitzenden der Gesellschaft Deutschland – Russland/Dagstan
war es zu verdanken, dass der „Funke“ bei ganz direkten und unkomplizierten Begegnungen
auf die russische Seite übersprang. Umgekehrt hinterließ die grenzenlose Gastfreundschaft
der dagestanischen Freunde bei jedem unserer deutschen Besucher einen tiefen Eindruck
fürs ganze Leben. Trotz aller Gegensätze und Sicherheitsprobleme ist die Verbindung zu
diesem Flecken Erde zwischen Orient und Ozident von nicht zu überschätzender
politischer Bedeutung.

In der Broschüre „15 Jahre Partnerschaft“ – zu finden im Internet unter Gemeinde
Hatten/Gemeinderat/Partnerschaften – habe ich auf die Erkenntnisse eines dagestanischen
und eines deutschen Dichters hingewiesen, die nach wie vor bei allem tagespolitischen
Geschehen ihre zeitlose Gültigkeit besitzen:
„Stimmt es etwa nicht: Je verschiedenartiger die Blumen, um so schöner der Strauß. Je
mehr Sterne am Himmel, desto klarer das Firmament. Der Regenbogen ist schön, weil er
in sich alle Farben der Erde vereint.“ (Rassul Gamsatow, Mein Dagestan)
„Und wo sich die Völker trennen, gegenseitig im Verachten, keins von beiden wird
bekennen, dass sie nach demselben trachten.“ (Johann Wolfgang von Goethe, Westöstlicher Diwan 1819)

Kein Volk und Staat auf dieser Erde können sich vom Weltgeschehen abwenden. Nicht nur
die neuen Möglichkeiten des Internet machen uns bewusst, wie die Welt vernetzt ist.
Nachrichten dringen überall hin, selbst dort, wo die letzten Despoten der Erde versuchen, ihr
Land abzuschotten. Die Probleme der Atomkraft, des klimatischen Wandels mit ihren
Naturkatastrophen im Gefolge, die weltumspannenden Finanz- und Wirtschaftskrisen
können nur gemeinsam bewältigt werden.

Jetzt aber freue wir in Hatten uns, dass junge Menschen die Mühe auf sich genommen
haben, Deutschland persönlich zu erleben und kennenzulernen. Ich wünsche Ihnen viele
neue Eindrücke, Begegnungen und einen Austausch der Gedanken

Hajo Töllner, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees Hatten – Machatschkala