
Rathaus Chorgesang ergänzt eindrucksvolle Lesung von Gerd Zimmermann
Sie ließen den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis werden: (von links) Stanislav
Mostovoy, Anton Rosizky, Boris Karandassov, Jouri Stepanov, Ilja Mikheilenko und
Ensemble-Leiter Alexander Andrianov. Gerd Zimmermann (kleines Bild) las im
Kerzenschein. Bilder (2): Peter Biel
KIRCHHATTEN/PB – Mit dem Zitat von Fjodor Michailowitsch Dostojewski aus dem 6.
Buch seines Werkes „Die Brüder Karamasow“ eröffnete Dr. Gerd Zimmermann am
Sonntagabend im Rathaus der Gemeinde Hatten eine Veranstaltung, die für ein großes
Publikum zu einem außergewöhnlichen Erlebnis wurde. Dazu trug auch das Vokalensemble
„Harmonie“ aus St. Petersburg mit russischem Chorgesang bei.
Auf die Frage „Was ist die Hölle?“ antwortete der russische Dichter „Das Leiden darüber,
nicht mehr lieben zu können!“ Passend zur Jahreszeit änderte Russlandexperte Zimmermann
den vorgesehenen Vortrag aus der weltberühmten Dostojewski-Novelle „Der Großinquisitor“
und rezitierte eine romantische Liebesgeschichte aus „Der Schneesturm“ von Alexander
Sergejewitsch Puschkin. Die Geschichte gibt Eindrücke aus dem napoleonischen Krieg gegen
Russland 1811/1812 wieder und beschreibt die Verwirrungen einer Liebesbeziehung
zwischen der jungen Gutsbesitzertochter Marja Gawrilowna und dem armen Fähnrich
Wladimir Nikolajewitsch, die Zimmermann so eindrücklich und gefühlvoll vortrug, dass er
sein lauschendes Publikum in die Weiten der russischen Winterlandschaft entführte und es zu
Zeugen der Geschehnisse werden ließ.
Zwischen den einzelnen Episoden trat das stimmgewaltige Vokalensemble aus St. Petersburg
auf und führte die Gäste mit seinem beeindruckenden Gesang in die Realität des Rathaussaals
zurück. Vom „Lobgedicht über Russland“ von Wassili Tredjakowski über den Psalm Nr. 1
von Tschesnokow zur russischen Volksweise „Oh du breite Steppe“ bis hin zum Volkslied
„Im dunklen Wald“ begleiteten die Sänger den literarischen Vortrag in Vollendung. Mit
„Eintönig klingt das Glöckchen“, dem Klostergedicht „Gott ist mit uns“ und der im Quartett
gesungenen Serenade von den „Vier Kavalieren für eine Dame“ hatten auch die einzelnen
Interpreten Gelegenheit, die große Bandbreite ihres stimmlichen Repertoires zu
demonstrieren. Mit mehreren Zugaben bedankten sich die Akteure für den nicht enden
wollenden Applaus.
